Kivu-See Methangas-Extraktion Nutzung des Methangases Natürliche Risiken


RISIKOABSCHÄTZUNG

 

In einer Flüssigkeit erscheint die Gasphase, wenn die Summe der Partialdrucke aller im Wasser gelösten Gase den hydrostatischen Druck erreicht.

Während einer durch UN-OCHA finanzierten Felduntersuchung im Novermber 2003, konnten wir mit großer Genauigkeit die Gaskonzentrationen von CO2 und CH4 abhängig von der Wassertiefe messen (siehe untenstehende Tiefendiagramme).

Wir haben die Partialdrucke von CO2 und CH4, ihre Summe und den hydrostatischen Druck aufgetragen. Man beachte hier, daß die Summe der Partialdrucke 57% des hydrostatischen Drucks bei einer Tiefe von 270 m erreicht; frühere Abschätzungen waren von nur 40% Sättigung ausgegangen.

Man beachte auch, daß schon das Heraufbringen von Wasser aus 120 m Tiefe den gefährlichen Selbstausgasungsprozess in Gang bringt, während frühere Messungen diesen Punkt bei 180 m ausgemacht hatten.

Die gegenwärtige Risikoschwelle ist demnach erheblich höher als wir sie vor den Ergebnissen dieser Untersuchung angenommen hatten.

Mehr noch beachte man, daß der Partialdruck von CH4 85% des Gesamtdrucks der gelösten Gase ausmacht, CO2 nur 15%. Das Vorhandensein von gelöstem Methan stellt also die bei weitem größte Bedrohung bezüglich eines Gasaustritts dar. Das Kohlendioxid alleine würde praktisch nicht ausreichen, um einen Gasausbruch herbeizuführen.

Resümierend kann gesagt werden, daß ohne das Vorhandensein von Methan das Risiko eines Gasausbruchs vernachlässigbar gering wäre. Das Methan ist es, das aufgrund seiner niedrigen Lösbarkeit (also seines hohen Partialdrucks), den Lawineneffekt der Ausgasung auslösen würde.

Wegen seines großen Mengenanteils würde das Kohlendioxid einen katastrophalen Einfluß haben. Das Methan kann nur als der Zünder der verzögert wirkenden Bombe, die die großen Mengen gelöstes CO2 darstellen, angesehen werden. Daher stellt die Extraktion von Methan hinsichtlich der Risikoabschätzung eine Entschärfung des Zündmechanismus dar, die daher Leben sicherer macht.

 

Konzentration gelöster Gase (CO2 und CH4) in Abhängigkeit von der Tiefe (Felduntersuchung vom November 2003)

 

Ergebnisdarstellung der Messungen 1974-1975 durch Dr. Tietze

Unsere Messergebnisse vom November 2003

Partialdruck jedes Einzelgases, Summe der Partialdrucke und hydrostatischer Druck. Die Diagramme zeigen deutlich, daß die Extraktion von Methan den See in einen vollkommen sicheren Zustand bringen könnte. Die Messungen vom November 2003 zeigen auch, daß die Risikoschwelle erheblich höher ist als bisher angenommen.