Kivu-See Methangas-Extraktion Nutzung des Methangases Natürliche Risiken

DAS ENERGIEPROBLEM IN RUANDA

Ruanda sieht sich heute wie niemals zuvor in seiner Geschichte mit dem Problem der Versorgung mit Energie konfrontiert.

Die Energiebilanz Ruandas kann leicht aufgemacht werden. Der Gebrauch von Holz stellt quasi für alle Bevölkerungsteile die einzige zugängliche Energiequelle dar: Er deckt 93 % des Energiebedarfs des Landes.

Diese Feststellung macht deutlich, dass bei der heutigen Geschwindigkeit an Holzverbrauch, die Reserven sich zwischen 2010 und 2015 erschöpft haben werden und das ökologische Gleichgewicht, was die Wirtschaft betrifft, ernsthaft ins Taumeln geraten wird.

Vollständig entwaldete Hügel für Feldkulturen

Wirtschafts- und Finanzierungsprobleme

Im Bereich der Wirtschaft erwürgen die Einfuhren von Erölprodukten buchstäblich alle Bemühungen um eine Entwicklung des Landes. Die Importkosten für Treibstoffe machten, als der Preis für das Barrel Erdöl bei 30 US-Dollar lag, 40 % der Außenhandelsbilanz aus. Wir haben keine neuen Einschätzungen, aber der Preis für das Barrel überstieg im Mai 2004 die 40-Dollar-Marke und übertrifft heute (29. September 2004) die symbolische Marke von 50 US-Dollar. (In der Wirtschaftspresse wird von einer Stabilisierung um die 60 Dollar gesprochen.) Ruanda, als auf dem afrikanischen Kontinent vollkommen eingeschlossenes Land, muss wegen des Transports von den Ölhäfen Mombasa und Daressalam bis Kigali einen um den Faktor zwei höheren Ölpreis zahlen.

Umwelt- und ökologische Probleme
(Abholzung und Bodenerosion)

Die Landwirtschaft ist in Ruanda, wie in den meisten anderen Entwicklungsländern, die überwiegende Ernährungsgrundlage der Familien. Außerhalb des Feldanbaus von Nahrungspflanzen produziert Ruanda hauptsächlich Tee und Kaffee, beide Produkte gehen zu wenigstens 90 % in den Export. Die Ausweitung von Anbauflächen, notwendig um bei galoppierender demografischer Entwicklung die Bevölkerung zu ernähren, hat die Zerstörung der Wälder und danach Erosion und die Verletzung der Böden zur Folge.

Elektrizitätsversorgung

Der Energieverbrauch in Ruanda ist weit entfernt von den Kriterien einer Industrialisierung. Üblicherweise rechnet man mit einem minimalen Bedarf von 0,6 tep/a Einw. Derzeit beträgt die zugängliche Energiemenge aber nur 0,16 tep/a Einw! Bis heute wird 80 % der elektrischen Energie in der Hauptstadt Kigali verbraucht, die nur 5 % der Bevölkerung beherbergt. Im Jahre 2004 hat Ruanda eine ausgeprägte Stromkrise erlebt. Die Verknappung war wegen der raschen wirtschaftlichen Entwicklung des Landes vorhersehbar, verstärkte sich aber durch ausbleibende Niederschläge, die die hydroelektrisch genutzten Wasservorräte in den Stauseen nicht auffüllen konnten. Deshalb wurde das nationale Stromnetz durch von der Elektrogaz aufgestellte, dieselbetriebene Stromaggregate mit einer Gesamtleistung von 12,8 MW gestützt. Für diese Installationen wurde optiert, um der dringendsten Not zu begegnen. Diese Generatoren werden jedoch mit Dieselöl betrieben und tragen damit zur Verschärfung der Haushaltslage bei.

Soziale Probleme (Verknappung von Holz und Holzkohle durch Nahrungszubereitung in den Haushalten)

STEIGENDE EINWOHNERZAHLEN, WEIT VERSTREUTE SIEDLUNGSPLÄTZE
Ruanda ist ein kleines zentralafrikanisches Land von 26.000 km2 Fläche, seine Bevölkerungsdichte ist die größte in Afrika (300 Einw/km2). Die Gesamtbevölkerung von 8 Millionen Einwohnern verteilt sich größtenteils über die ländlichen Bezirke, nur 6 % der Menschen wohnen tatsächlich in städtischen Zonen. Die für Ruanda typische traditionelle Siedlungsform ist ganz überwiegend die einzeln gelegene Hofstelle, was eine dauerhafte Entwicklung wegen der Vielzahl von Gemeinschaftseinrichtungen erschwert. Die derzeitige Regierung strebt in der Folge der tragischen Ereignisse von 1994 eine Bevölkerungsumgruppierung an, um in gezielter und effizienter Form ihre Ausbildungs- und Gesundheitsprogramme voranzubringen. Diese mit Entschiedenheit betriebene Politik müßte die Durchsetzung realistischer Bildungs-, Gesundheits- und Religionsprogramme (Schulen, Krankenstationen und Kirchen) erleichtern. Die Bereitstellung kleiner Produktionseinheiten für Gas und Strom könnte einen natürlichen Anreiz in Richtung dieser Bevölkerungsumgruppierungen darstellen.

Consumption by energy source in rwanda in 1996.

 

DIE LÖSUNG: EIN UNERSCHÖPFLICHES METHANGAS-VORKOMMEN IM KIVU-SEE

Alle diese Bemerkungen verbildlichen das Ausmaß des ungleichen Energiezugangs des Landes und die Folgen einer solchen Ungleichheit für die Lebensweise der Menschen. In diesem besonderen Zusammenhang ist der allgemeine Zugang zu Energie eine wirkliche Chance, die es erlaubt, die Entwicklung Ruandas und die Lebensbedingungen seiner Bevölkerung zu begünstigen. Und natürlich ist es der Zugang zu Energie, von dem alles abhängt. Und dabei besitzt Ruanda durch seinen Methanschatz im Kivu-See ein kolossales Energiepotential, aber unausgebeutet und ungenutzt. Der Kivu-See, im Westen Ruandas gelegen, stellt eine weltweit einmalige Besonderheit dar: Seine Tiefenwasser enthalten eine enorme Menge an gelöstem Gas. Tatsächlich handelt es sich um 50 Milliarden m3 Methan, das entspricht einem Äquivalent von 40 Millionen Tonnen Öl (tep), die unterhalb von 250 m in der Tiefe des Sees ruhen. Dieses Energie-Manna könnte, würde man es ausbeuten, für Ruanda eine quasi unerschöpfliche Energiequelle sein, die das Land von allen Energiesorgen hinsichtlich seiner Entwicklungserwartungen befreien würde. Es sei noch bemerkt, dass der See sich laufend wieder mit Gas auffüllt. Die Wiederauffüllungsrate wird auf 125 bis 250 Millionen m3/a geschätzt.

Der Kivu-See: Lebensquell, Methanquelle?


ZUSAMMENFASSUNG

Ruanda ist ein dynamisches Land, dass nach den Ereignissen von 1994 versucht, seine Entwicklung zu beschleunigen. Dieser Aufschwung leidet wegen schwerwiegender Lücken bei der Verfügbarkeit von Energie unter großen Schwierigkeiten. Der Zugang zu Energie geht immer noch hauptsächlich über den einen traditionellen Rohstoff: Holz. Diese Gewohnheit hat in Ruanda zur Zerstörung des allergrößten Teils des ungeschützten Waldes und zu einer dramatischen Umweltsituation geführt. Wenn nichts geschieht, wird die massive Abholzung in den kommenden Jahren wegen des Fehlens bewaldeter Flächen von selbst zu Ende gehen. Die Förderung von Methan, besonders kostengünstige und sozusagen unerschöpflich Energiequelle, soll Hilfe für den Schutz der natürlichen, durch unkontrollierte Übernutzung bedrohten Reichtümer Ruandas bringen.